WDR Dschungel

Das Umweltmagazin

Wasser - so kostbar wie nie

 

Regenwassernutzung
Autor: Thomas Liesen

 

Rund 125 Liter verbraucht jeder Bundesbürger im Schnitt - täglich! Dabei geht rund ein Drittel des Wasserverbrauchs auf das Konto von Toilettenspülung, Waschmaschine und Gartenbewässerung - Bereiche, in denen Trinkwasserqualität gar nicht nötig wäre. Die Wasserversorger müssen einen enormen Aufwand betreiben, um diese Wassermengen keim- und schadstoff-frei zu bekommen. Das kostet Energie. Entsprechend fallen die Wasserrechungen für Verbraucher aus: Mittlerweile kommen auf jeden Euro für Wasserbrauch bis zu drei Euro Abwassergebühr dazu.

ZisterneDabei gibt es eigentlich sauberes Wasser im Überfluss. Denn 800 Liter Regen fallen in Deutschland jährlich pro Quadratmeter. Der Großteil versickert ungenutzt im Boden oder verschwindet in der Kanalisation. Doch gibt es eine uralte, schon vor Jahrtausenden genutzte Technik, die Regenwasser für jeden Hausbesitzer nutzbar machen kann: Das Sammeln in Zisternen.

Überall im Bundesgebiet gibt es mittlerweile Firmen, die Zisternen liefern und an das Eigenheim anschließen. Neben dem Wassertank in der Größe von rund 3000 - 6000 Liter Inhalt gehört zum Hauswasserwerk noch ein Filter und eine elektrische Wasserpumpe. Eine komplette Anlage kostet dabei inklusive Montage rund 4000 Euro. Die Zisterne wird dabei an ein Fallrohr der Dachrinne angeschlossen, das Hausdach dient als Wasser-Sammler. Eine 100 Quadratmeter große Dachfläche kann somit rund 80.000 Liter Wasser pro Jahr abfangen

Doch ist das gesammelte Regenwasser tatsächlich unbedenklich für den Hausgebrauch? Wofür kann man es einsetzen und wofür nicht? Diesen Fragen ist auch Dr. Reinhard Holländer vom Bremer Institut für Hygiene nachgegangen. In einem Forschungsprojekt hat er die Qualität von Regenwasser aus handelsüblichen Zisternen-Anlagen untersucht. Dabei kam er zu erstaunlichen Ergebnissen.

Zisternen reinigen sich selbst von Schadstoffen. Zwar lagert sich auf einem Hausdach auch Staub und Dreck ab, der in die Zisterne geschwemmt wird. Doch groben Dreck wie Laub hält ein Filter zurück. Und feiner Staub und daran haftende Schadstoffe wie Blei und andere Schwermetalle fallen im Tank zu Boden. Dort sammelt sich eine Sedimentschicht an. Selbst nach Jahren ist diese Sedimentschicht nur 1 - 2 Zentimeter dick, so dass eine Reinigung nicht erforderlich ist. Das Wichtigste aber: Schadstoffe sind im Wasser selbst praktisch nicht nachweisbar, und das gilt auch für Wasser, das in Großstädten gesammelt wird

Zisternen reinigen sich auch selbst von mikrobiellen Verunreinigungen. Schon nach wenigen Wochen entsteht an den Wänden des Wassertanks ein Überzug aus lebenden Organismen: Bakterien, Blaualgen, Einzeller. Dieser sogenannte Biofilm hat eine wichtige Funktion in der Zisterne: Er unterdrückt das Wachstum von Bakterien, die nicht in das Ökosystem Wasser gehören und die den Menschen krank machen können. Das konnte Reinhard Holländer auch in Experimenten nachweisen: Er verunreinigte verschiedene Zisternen mit Vogelkot, der obendrein Salmonellen enthielt. Im Wasser selbst waren die Salmonellen schon nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar, wenn an den Wänden der Zisternen ein Biofilm haftete.

Dennoch sollte Zisternenwasser aus Sicherheitsgründen nicht als Trinkwasser verwendet werden, denn eine Verunreinigung mit gefährlichen Bakterien ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Ideal ist es aber geeignet für Gartenbewässerung, Reinigung von Haus und Hof und für die Toilettenspülung. Auch eine Waschmaschine lässt sich an die Zisterne anschließen. Besonderer Vorteil: Regenwasser ist extrem weich. Man kommt daher mit weniger Waschpulver aus.

ZisternenwasserkontrolleWer dennoch genau wissen will, welche Qualität sein Zisternenwasser hat, kann sich an verschiedene Prüfinstitute wenden. Adressen der zugelassenen Trinkwasserlabore erfährt man vom örtlichen Gesundheitsamt. Rund 50 Euro kostet eine Untersuchung auf bakteriologische Verunreinigungen. Wen auch die chemischen Schadstoffe wie Nitrat oder Schwermetalle interessieren, der muss deutlich tiefer in die Tasche greifen: Je nach Umfang der Analyse sind einige hundert Euro fällig. Doch es sei noch mal betont: Eine solche Untersuchung ist völlig unnötig, wenn man das Wasser nicht in größeren Mengen trinken will.

Eine beliebte und einfache Methode, um Wasser direkt von Mutter Natur zu kommen, ist auch das Bohren von Brunnen. Ist Grundwasser eine Alternative zum Zisternenwasser? Grundsätzlich birgt das Anzapfen von Grundwasser ein Problem: Altlasten, Düngemittel und Schadstoffe könnten das Wasser verseucht haben. Zwar kann man auch das Grundwasser im Labor testen lassen. Doch das Ergebnis gibt langfristig keine Sicherheit. Denn unbemerkt könnten Umweltsünder in der Nachbarschaft illegal Spritzmittel, Altöl oder anderen Sondermüll in den Boden kippen - und das jederzeit.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, der nutzt daher lieber Zisternenwasser. Dabei wird nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel geschont. Denn immerhin ein Drittel des häuslichen Trinkwassers kann man einsparen. Eine durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt kann dadurch - je nach Region - bis zu 300 Euro Abwassergebühr pro Jahr sparen. In NRW rechnet sich der Einbau einer Zisterne dabei besonders. Denn das Umweltministerium gibt einen Zuschuss von 1500 Euro. Die Investitionskosten hat man dadurch schon nach 5 bis 10 Jahren wieder hereingeholt.

Adressen und Links:
http://www.fbr.de/: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr)
Website mit Tipps zur Regenwasser-Nutzung und Adressen vieler Unternehmen

http://www.munlv.nrw.de/sites/arbeitsbereiche/boden/initiative-wasser-Site/seiten/fb60i.html: Umweltministerium Nordrhein Westfalen mit Infos zu Fördergeldern

Adressen:
Institut für Hygiene, St.Jürgenstr. 1, 28205 Bremen
Das Institut prüft im Rahmen einer Studie seit 12 Jahren die Qualität von Zisternenwasser.