Rund 125 Liter verbraucht jeder
Bundesbürger im Schnitt - täglich! Dabei geht rund ein Drittel des
Wasserverbrauchs auf das Konto von Toilettenspülung, Waschmaschine und
Gartenbewässerung - Bereiche, in denen Trinkwasserqualität gar nicht
nötig wäre. Die Wasserversorger müssen einen enormen Aufwand betreiben,
um diese Wassermengen keim- und schadstoff-frei zu bekommen. Das kostet
Energie. Entsprechend fallen die Wasserrechungen für Verbraucher aus:
Mittlerweile kommen auf jeden Euro für Wasserbrauch bis zu drei Euro
Abwassergebühr dazu.
Dabei gibt es eigentlich sauberes Wasser im Überfluss. Denn 800
Liter Regen fallen in Deutschland jährlich pro Quadratmeter. Der
Großteil versickert ungenutzt im Boden oder verschwindet in der
Kanalisation. Doch gibt es eine uralte, schon vor Jahrtausenden
genutzte Technik, die Regenwasser für jeden Hausbesitzer nutzbar machen
kann: Das Sammeln in Zisternen.
Überall im Bundesgebiet gibt es
mittlerweile Firmen, die Zisternen liefern und an das Eigenheim
anschließen. Neben dem Wassertank in der Größe von rund 3000 - 6000
Liter Inhalt gehört zum Hauswasserwerk noch ein Filter und eine
elektrische Wasserpumpe. Eine komplette Anlage kostet dabei inklusive
Montage rund 4000 Euro. Die Zisterne wird dabei an ein Fallrohr der
Dachrinne angeschlossen, das Hausdach dient als Wasser-Sammler. Eine
100 Quadratmeter große Dachfläche kann somit rund 80.000 Liter Wasser
pro Jahr abfangen
Doch ist das gesammelte Regenwasser
tatsächlich unbedenklich für den Hausgebrauch? Wofür kann man es
einsetzen und wofür nicht? Diesen Fragen ist auch Dr. Reinhard
Holländer vom Bremer Institut für Hygiene nachgegangen. In einem
Forschungsprojekt hat er die Qualität von Regenwasser aus
handelsüblichen Zisternen-Anlagen untersucht. Dabei kam er zu
erstaunlichen Ergebnissen.
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Zisternen reinigen sich selbst von
Schadstoffen. Zwar lagert sich auf einem Hausdach auch Staub und
Dreck ab, der in die Zisterne geschwemmt wird. Doch groben Dreck wie
Laub hält ein Filter zurück. Und feiner Staub und daran haftende
Schadstoffe wie Blei und andere Schwermetalle fallen im Tank zu
Boden. Dort sammelt sich eine Sedimentschicht an. Selbst nach Jahren
ist diese Sedimentschicht nur 1 - 2 Zentimeter dick, so dass eine
Reinigung nicht erforderlich ist. Das Wichtigste aber: Schadstoffe
sind im Wasser selbst praktisch nicht nachweisbar, und das gilt auch
für Wasser, das in Großstädten gesammelt wird
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Zisternen reinigen sich auch selbst
von mikrobiellen Verunreinigungen. Schon nach wenigen Wochen entsteht
an den Wänden des Wassertanks ein Überzug aus lebenden Organismen:
Bakterien, Blaualgen, Einzeller. Dieser sogenannte Biofilm hat eine
wichtige Funktion in der Zisterne: Er unterdrückt das Wachstum von
Bakterien, die nicht in das Ökosystem Wasser gehören und die den
Menschen krank machen können. Das konnte Reinhard Holländer auch in
Experimenten nachweisen: Er verunreinigte verschiedene Zisternen mit
Vogelkot, der obendrein Salmonellen enthielt. Im Wasser selbst waren
die Salmonellen schon nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar, wenn
an den Wänden der Zisternen ein Biofilm haftete.
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Dennoch
sollte Zisternenwasser aus Sicherheitsgründen nicht als Trinkwasser verwendet
werden, denn eine Verunreinigung mit gefährlichen Bakterien ist sehr
unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Ideal ist es aber geeignet
für Gartenbewässerung, Reinigung von Haus und Hof und für die
Toilettenspülung. Auch eine Waschmaschine lässt sich an die Zisterne
anschließen. Besonderer Vorteil: Regenwasser ist extrem weich. Man
kommt daher mit weniger Waschpulver aus.
Wer dennoch genau wissen will, welche Qualität
sein Zisternenwasser hat, kann sich an verschiedene Prüfinstitute
wenden. Adressen der zugelassenen Trinkwasserlabore erfährt man vom
örtlichen Gesundheitsamt. Rund 50 Euro kostet eine Untersuchung auf
bakteriologische Verunreinigungen. Wen auch die chemischen Schadstoffe
wie Nitrat oder Schwermetalle interessieren, der muss deutlich tiefer
in die Tasche greifen: Je nach Umfang der Analyse sind einige hundert
Euro fällig. Doch es sei noch mal betont: Eine solche Untersuchung ist
völlig unnötig, wenn man das Wasser nicht in größeren Mengen trinken
will.
Eine
beliebte und einfache Methode, um Wasser direkt von Mutter Natur zu
kommen, ist auch das Bohren von Brunnen. Ist Grundwasser eine
Alternative zum Zisternenwasser? Grundsätzlich birgt das Anzapfen von
Grundwasser ein Problem: Altlasten, Düngemittel und Schadstoffe könnten
das Wasser verseucht haben. Zwar kann man auch das Grundwasser im Labor
testen lassen. Doch das Ergebnis gibt langfristig keine Sicherheit.
Denn unbemerkt könnten Umweltsünder in der Nachbarschaft illegal
Spritzmittel, Altöl oder anderen Sondermüll in den Boden kippen - und
das jederzeit.
Wer auf
Nummer Sicher gehen will, der nutzt daher lieber Zisternenwasser. Dabei
wird nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel geschont. Denn
immerhin ein Drittel des häuslichen Trinkwassers kann man einsparen.
Eine durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt kann dadurch - je nach
Region - bis zu 300 Euro Abwassergebühr pro Jahr sparen. In NRW rechnet
sich der Einbau einer Zisterne dabei besonders. Denn das
Umweltministerium gibt einen Zuschuss von 1500 Euro. Die Investitionskosten
hat man dadurch schon nach 5 bis 10 Jahren wieder hereingeholt.
Adressen
und Links:
http://www.fbr.de/:
Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr)
Website mit Tipps zur Regenwasser-Nutzung und Adressen vieler
Unternehmen
http://www.munlv.nrw.de/sites/arbeitsbereiche/boden/initiative-wasser-Site/seiten/fb60i.html:
Umweltministerium Nordrhein Westfalen mit Infos zu Fördergeldern
Adressen:
Institut für Hygiene, St.Jürgenstr. 1, 28205 Bremen
Das Institut prüft im Rahmen einer Studie seit 12 Jahren die Qualität
von Zisternenwasser.
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